Der Weg in die hybride Wirtschaft
Die neue vernetzte Arbeitswelt ermöglicht es Unternehmen zunehmend, hybride Dienstleistungen zu entwickeln und anzubieten. Diese neuartigen Leistungsbündel bestehen aus der Verbindung von Hardware und Software, die in einem innovativen Geschäftsmodell aufgehen. Im Innovationslabor Hybride Dienstleistungen in der Logistik werden sowohl neuartige Technologien für hybride Dienstleistungen erprobt als auch geeignete Geschäftsmodelle entwickelt. Im Anwendungszentrum des Innovationslabors verortete Anwendungsfälle aus unterschiedlichen Logistikbereichen, so genannte Showcases, veranschaulichen den Einsatz und das Potenzial von hybriden Dienstleistungen in der Intralogistik bzw. im Handel, in der Produktionslogistik, im Transport und in der Instandhaltung sowie in einem Virtual Training Lab. Interessierte können diese Anwendungsfälle im Rahmen von Führungen vor Ort live erleben.
01 Intralogistik/Handel
Der Trend zur Individualisierung und der e-Commerce zwingen den Handel dazu, seine Prozesse, Produkte und Dienstleistungen anzupassen. Dabei stehen die Logistikdienstleister aus Effizienz- wie aus Umweltgründen vor der Herausforderung, trotz immer kleinteiligerer Sendungen eine sinnvolle Konsolidierung der Transporte vorzunehmen und innerhalb immer engerer Zustellfenster zu liefern.
Welche Auswirkungen haben die Individualisierung, kurze Lieferzeiten und Multi-Kanal-Bestellungen auf die Intralogistik speziell im Handel?
Hybride Dienstleistungen ermöglichen die notwendigen dynamischen Prozesse für und durch Industrie 4.0-Lösungen.
Der Anwendungsfall wird durch einen Bestellvorgang ausgelöst. Zur Veranschaulichung der Komplexität der Prozesse ist dabei ein Multi-Kanal-Ansatz hinterlegt. Der Betrachter erlebt, welche Prozesse in den Funktionsbereichen Lagerung, Kommissionierung, Verpackung/Versand sowie Warenausgang angestoßen und durch die enge Einbindung von Menschen, Maschinen und neuen Technologien verbessert bzw. flexibler gestaltet werden können. Die Zustellung des Produkts auf der »letzten Meile« – ob an einen vorgegebenen Ort (Zuhause/Büro), an den stationären Handel oder dynamisch an das Bewegungsprofil des Verbrauchers angepasst – zeigt erneut die Komplexität an der Schnittstelle zum Kunden auf. Zudem wird demonstriert, wie sich Prozesse verändern, wenn sich der Verbraucher im Prozess umentscheidet, und welche Auswirkungen Retouren haben.
02 Produktionslogistik
Die Auftragsstruktur produzierender Unternehmen ändert sich mitunter schlagartig: Der Wunsch des Kunden nach Individualisierung ist groß, die Komplexität der Prozesse nimmt zu, die Beschaffungsmärkte sind teils sehr volatil.
Wie kann die Produktionslogistik steigende Individualisierung und Variantenvielfalt planbar und beherrschbar machen?
Durch intelligente hybride Dienstleistungen können produzierende Unternehmen Kundenbedürfnisse individuell bedienen und sich so am Markt besser positionieren.
Um als Unternehmen mit der komplexen Situation umgehen zu können, bedarf es als Beitrag zur Effizienzsteigerung eines hohen Grads an Transparenz, flexible Ressourcen und die Nutzung neuester Technologien. Die Herausforderung im Anwendungsfall ist es, die kundenindividuelle Produktion bei wirtschaftlicher Auslastung der Betriebsmittel und flexiblem Einsatz von Ressourcen unter beherrschbarem Planungsaufwand zu realisieren. Dabei wird dargestellt, wie kurzfristige Planungsänderungen in die bestehende Produktionsplanung eingepflegt und ohne größere Effizienzverluste abgearbeitet werden können – durch Schaffung einer transparenten und vernetzten Umgebung mit flexiblen Ressourcen und unterstützenden Technologien. Ein wichtiger Aspekt ist die Vernetzung innerhalb der Produktion, aber auch unter den Unternehmensfunktionen wie der Lagerung, Kommissionierung, Transport und Verpackung. Die Besucher des Showcases im Anwendungszentrum des Innovationslabors können zum einen Insellösungen in verschiedenen Bereichen der Mensch-Technik-Interaktion, der Vernetzung von Ressourcen und des somit erhöhten Grades der Transparenz beobachten und zum Teil auch selbst ausprobieren. Zum anderen wird das Zusammenspiel aus verschiedenen Funktionsbereichen, Ressourcen und Systemen für eine effizientere Umsetzung des Produktionsplans verdeutlicht.
03 Transport
Der außerbetriebliche Transport von produzierenden Unternehmen wird in der Regel über externe Dienstleister realisiert, darunter viele große Logistikdienstleister, aber auch kleine Speditionen. Ein kontinuierlicher digitaler Austausch von Informationen findet derzeit nicht statt. Spätestens mit dem Einsatz autonom fahrender LKWs muss sich die Warenübergabe – als Bindeglied zwischen Transport und intelligenter Produktion – zu einem smarten papierlosen Prozess entwickeln.
Wie lässt sich der außerbetriebliche Transport mit flexiblen und dynamischen Logistikkonzepten so koppeln, dass eine durchgehende Transport- und Informationskette sichergestellt wird?
Hybride Dienstleistungen ermöglichen produzierenden Unternehmen die dynamische Disposition mit einem oder mehreren Transporteuren.
Der Anwendungsfall wird durch die Ankündigung eines Transportauftrags bei einem Logistikdienstleister oder einem Verbund von klein- und mittelständischen Transporteuren oder Frachtführern gestartet. Sobald das Produkt in der Montage bearbeitet ist, erlebt der Betrachter einen kontinuierlichen Informationsaustausch zwischen produzierendem Unternehmen und Transporteur in den Bereichen Verpackung/Versand und Warenausgang. Außerhalb des Anwendungszentrums findet sich die Dynamische Disposition mit den Punkten Transportauftrag (Avis), Auswahl Transporteur und Transportauftrag. Ein intelligentes Gate dient als physisches und virtuelles Bindeglied zwischen Anwendungszentrum und außerbetrieblichem Transport. Gleichzeitig wird der Fahrer des Transportfahrzeugs durch Smart Devices mit passenden Informationen zur Tour und zur Sendung in seiner Arbeit unterstützt.
04 Instandhaltung
In modernen industriellen Produktion- und Intralogistikanlagen produzieren Maschinen bereits heute riesige Datenmengen. Diese Daten bieten das Potenzial, in der Instandhaltung eine erhöhte Transparenz über den Zustand der Maschinen, deren kontinuierlichen Wartungsbedarf sowie die Auslöser von Störfällen zu erhalten und im Ergebnis Störungen und Ausfällen vorzubeugen.
Wie kann eine angemessene Verfügbarkeit industrieller Anlagen erreicht und das Instandhaltungspersonal entsprechend qualifiziert werden?
Hybride Dienstleistungen sorgen dafür, dass sich Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau zu weltweit führenden Servicedienstleistern entwickeln können.
Eine Störungsmeldung einer im Anwendungszentrum installierten Maschine leitet den Anwendungsfall im Bereich Kommissionierung und Montage ein. Ein auf dem mobilen Endgerät laufendes Assistenzsystem hilft bei der Fehleridentifikation. Instandsetzung und Wiederinbetriebnahme der Maschine werden ebenfalls durch mobile Endgeräte, z. B. mit Hilfe von Augmented Reality, unterstützt und dokumentiert – sowohl zur Verbesserung der nachfolgenden Instandhaltungsaufträge als auch zur Unterstützung von Qualifizierungsmaßnahmen.
05 Virtual Training
Logistikzentren müssen heutzutage flexibel auf Änderungen des Marktes, der Produkte und der neuen Dienstleistungen reagieren. Gleichzeitig muss die Arbeitsumgebung stets auch an die Bedürfnisse der Mitarbeiter angepasst und betriebswirtschaftlich sinnvoll genutzt werden. Eine Brücke zwischen Anforderungen und Anpassungen schlägt das Virtual Training Lab.
Über den Leitstand des Anwendungszentrums kann der zukünftige Bedarf zur Umplanung identifiziert und angezeigt werden. Verschiedene Handlungsmaßnahmen werden automatisch vorbewertet und durch den Planer parametrisiert in 3D im Virtual Training Lab dargestellt. Anwender können dadurch das Planungsergebnis u. a. in der virtuellen Realität erfahren und auf seine Machbarkeit bzw. Praktikabilität prüfen. Die Rückmeldung der Anwender dient zur Evaluierung der aktuellen Planung, wird wieder an den Leitstand gespielt und stößt je nach Ergebnis weitere Modifizierungen an. Somit können bereits vor der Realisierung Prozessabläufe validiert werden. Die finalen validierten Anpassungen können anschließend im Logistikzentrum umgesetzt werden. Mitarbeiter, die von Änderungen betroffen sind, können bereits vor bzw. parallel zur Realisierung in der virtuellen Realität geschult werden. Dadurch verkürzt sich die Zeit, bis die Maßnahmen wirksam werden.